Seit Jahren haben Sie diese Geschäftsidee, für die Sie tolle Chancen auf dem Markt sehen? Nur zu gerne möchten Sie aus der Theorie nun Praxis werden lassen, sind sich jedoch unsicher, wie genau die Umsetzung aussehen kann? Dann sind Sie hier genau richtig. Wir erklären Ihnen, wie Sie eine gute Geschäftsidee erkennen und welcher Rahmen für die erfolgreiche Umsetzung wichtig ist. Die meisten Gründungen in Deutschland scheitern in den ersten drei Jahren. Hauptgründe sind der überstürzte Start in die Selbstständigkeit ohne Planung und Beratung. Bevor Sie loslegen, sollten Sie Ihre Geschäftsidee, Ihr Gründerprofil und Ihr Geschäftsmodell analysieren und Chancen und Risiken abwägen.
DIE ERFOLGSFAKTOREN DER EXISTENZGRÜNUNG
Wovon hängt der Erfolg einer Gründung ab? Dazu gibt es so viele Meinungen wie Gründer:innen. Statistisch gibt es allerdings fünf Schlüsselfaktoren, die für das Durchstarten einer Selbständigkeit oder eines Start Ups wesentlich sind. Auf dieser Seite geben wir Ihnen eine kurze Übersicht.
1.Die Geschäftsidee
Der wohl wichtigste Aspekt ist eine neuartige Geschäftsidee, die Sie vom Wettbewerb abhebt. Ihr Angebot – egal ob Produkt oder Dienstleistung – sollte sich nach dem Bedarf auf dem Markt – also den Bedürfnissen Ihrer Kund:innen richten. Dabei muss es sich nicht immer um bahnbrechende Innovationen handeln. Auch die Verbesserung oder Arbeitserleichterung durch Ihre Ideen oder Tätigkeit kann Ihnen einen Wettbewerbs-Vorteil für Ihre Selbstständigkeit bringen. Es gilt zunächst also einen Überblick des Bedarfs auf dem Markt zu bekommen. Hier kann eine kurze Umfrage zum Thema zum Beispiel mit der Hilfe von Online-Tools und Umfrage-Portalen hilfreich sein. Wenn Sie das Marktpotenzial kennen, kann an die Planung und Umsetzung der Selbstständigkeit gehen.
2. Timing – der Gründungszeitpunkt & die Planung
Gründen Sie nicht überstürzt. Fragen Sie sich zunächst nach dem richtigen Timing für Ihre Gründung. Aber was genau bedeutet der Begriff richtiges „Timing“?
Nach ihrer kleinen Umfrage, wissen Sie: Der Markt ist reif für Ihr Angebot. Analysieren Sie in den nächsten Schritten das Marktpotenzial. Hierfür benötigen Sie Informationen zur Anzahl und Zahlungsbereitschaft Ihrer potenziellen Kund:innen. Wer würde wie viel für Ihr Angebot bezahlen und können Sie damit Ihre Kosten decken und Gewinne erzielen? Ist beides gegeben, rückt die erfolgreiche Existenzgründung immer näher.
Auf der anderen Seite sollte auch die persönliche Situation der Existenzgründerinnen und Gründer berücksichtigt werden. Fragen Sie sich: sind Sie aktuell persönlich in der Lage, sich den Themen rund um die Gründung zu widmen und den damit verbunden oft beschwerlichen Weg zu gehen? Haben Sie auch langfristig die persönlichen Ressourcen, um den Betrieb Ihrer geschäftlichen Tätigkeit aufrecht zu erhalten? Diese Themen werden beim Start in die Selbständigkeit häufig vernachlässigt.
3. Das Gründerprofil – Team & Partner
Die meisten Gründerinnen und Gründer denken bei der Umsetzung ihrer Idee zu Beginn hauptsächlich an die operativen Schlüsselaktivitäten. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Als Gründer: in sind Sie einerseits Fachkraft – sie führen aus und erwirtschaften Umsatz, andererseits Manager:in – sie organisieren und sorgen für den reibungslosen Ablauf von Akquise bis Verkauf. Außerdem und übergeordnet sind Sie Unternehmer:in – bauen am Ihrem Unternehmen und entwickelt neue Angebote und Produkte, um sich im Wettbewerb abzuheben. Gründen Sie mit einem Team, so sollten Sie ebenfalls an alle Rollen denken.
Aus diesen Grund ist es wichtig sich der Vielzahl der Aufgaben und der Verantwortung bewusst zu sein. Stellen Sie sich daher die Frage, ob die Tätigkeit als Unternehmer: in zu Ihren aktuellen Lebenslagen passt. Wie passt der Start in die Selbstständigkeit zum Beispiel zur Ihrer familiären Situation? Wie kommen Sie mit dem Mangel an Stabilität und Planbarkeit zurecht? Denn in der Selbstständigkeit gibt es keine Sicherheit.
4. Das Geschäftsmodell
Ein Geschäftsmodell stellt dar, wie und warum ein Unternehmen funktioniert. Wer bezahlt Ihnen wie viel Geld für das, was Sie tun? Wie schaffen Sie einen Nutzen oder Mehrwert für Ihre Kund:innen und nutzen das Potenzial auf dem Markt, um Gewinne zu erzielen.
Bei der Suche nach dem richtigen Geschäftskonzept sollten Sie einerseits daran denken, wie Sie Ihren Kund:innen den Kaufprozess möglichst einfach gestalten. Außerdem überlegen Sie sich die Geschichte, die Sie erzählen möchten. Viele Start Ups leben von den Bildern, die Sie kreieren.
Schauen Sie sich zum Beispiel die Website der erfolgreichsten „Unicorns“ in Deutschland an. Sie werden feststellen, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer zunächst Ihre Vision – ihr persönliches „WHY“ schildern und dann erklären, was „WHAT“ sie machen und wie „HOW“ sie es tun. Hinter dem Erfolg idealistischer Ziele, steckt jedoch auch strategische Planung und exaktes Monitoring.
DIE PLANUNG DER EXISTENZGRÜNDUNG
Gehören Sie zu den Gründern, die Ihre Existenzgründung gerne minutiös planen? Wunderbar! Definieren sie (SMARTe) Meilensteine und Ziele für Ihr Unternehmen und untermauern Sie diese mit Maßnahmen, To Dos und konkreten nächsten Schritten.
Holen Sie alle Informationen ein und bitten Sie Experten um Einschätzungen und Unterstützung in Form von fachmännischer Beratung. Nur wenn Sie alle Fallstricke kennen, können Sie die richtigen Entscheidungen treffen.
DER BUSINESSPLAN BEI DER EXISTENZGRÜNUNG
Haben Sie Ihr Angebot definiert, den Markt analysiert und Ihre Roadmap zur Existenzgründung erstellt, bringen Sie nun alles in schriftliche Form. Denn Gedanken und Ideen zu verschriftlichen, lassen sie schnell konkreter werden.
Der Businessplan ist eine bewährte Grundlage für Gründerinnen und Gründer ihr Unternehmensgründungen strukturiert zu präsentieren. Dies ist nicht nur für den Unternehmens-Pitch vor Kund:innen sondern nicht zuletzt auch bei der Beantragung von Startkapital, Darlehen und Fördermitteln unabdingbar.
KAPITAL UND FINANZIERUNG
> Finanzplan vor der Existenzgründung
Zu jeder Existenzgründung gehört vorab die Erhebung des notwendigen Kapitalbedarfs und dessen Finanzierung. Erstellen Sie einen detaillierten Finanzplan für Ihr Unternehmen. Dieser sollte auch in Ihrem Businessplan seinen Platz finden. Es macht Sinn sich an dieser Stelle Beratung von Existenzgründer-Experten oder Steuerberatern zu holen, um sich nicht zu verkalkulieren.
> Kapitalbedarf für die Existenzgründung
Zunächst benötigen Sie Datenmaterial und Informationen zu Investitionen und laufenden betrieblichen Kosten. Der Kapitalbedarf Ihres Start Ups setzt sich aus den Investitionen, den Gründungskosten und einem Puffer für die laufenden betrieblichen Kosten zusammen, die Sie benötigen bis die Anlaufphase überbrückt ist und entsprechende Umsätze und Gewinne erzielt werden. Können Sie diesen Kapitalbedarf nicht aus eigenen Mitteln decken – keine Sorge – es gibt Förderung, Zuschüsse und Darlehen speziell für Existenzgründerinnen und Existenzgründer. Eine Überblick der gängigen Förderprogramme in Deutschland finden Sie weiter unten in diesem Artikel.
> Finanzierungshilfen bei der Existenzgründung
Zur Finanzierung Ihrer Existenzgründung aber auch zur Förderung von Wachstum gibt es in Deutschland einige Förderprogramme, um Unternehmen auf die Beine zu helfen oder beim Langestreckenlauf zu unterstützen. Generell unterscheiden wir drei Arten von finanzieller Unterstützung. Auf der einen Seite gibt es Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müsse oder Bankkredite zu besonders günstigen Konditionen. Auf der anderen Seite gibt es Beteiligungskapital, das gegen die Abtretung von Geschäftsanteilen von Investoren eingebracht wird.
> Zuschüsse für Existenzgründung
Zuschüsse können sich auf direkte Geldleistungen beziehen. So beispielsweise beim Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland. Dieser ist nicht zweckgebunden und kann für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit beantragt werden. Tipp: Wenn Sie aktuell arbeitssuchend gemeldet sind und noch 150 Tage Restanspruch an Arbeitslosengeld 1 haben, fragen Sie nach Informationen zum Thema bei Ihrem / Ihrer Ansprechpartner:in.
Es gibt aber auch Zuschüsse, die zweckgebunden auf bestimmte Investitionen von Unternehmen einzahlen. So zum Beispiel der Innovationsgutschein oder der Digitalbonus. Beide sollen kleineren Unternehmen oder dem Mittelstand in Deutschland Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit durch Investitionen in digitale Lösungen und Innovationen ermöglichen.
Auch Beratungsangebote können bezuschusst werden. Unser Tipps für Ihre erfolgreiche Gründung: Holen Sie sich professionelle Hilfe bei der Planung. Diese werden in Deutschland vom Staat erheblich gefördert. Wir unterscheiden zwischen Unterstützungsmaßnahmen vor der Gründung und für Jungunternehmen bzw. Bestandsunternehmen.
Vor dem Start in die Selbstständigkeit können Gründerinnen und Gründer das „Vorgründung- und Unternehmensnachfolge Coaching“ über die IHK / HWK in Anspruch nehmen. Hier werden bis zu 70% der Beratungskosten erstattet. Nutzen Sie die kostenfreien Vorträge Ihrer IHK oder HWK zum Thema – egal ob Existenzgründung oder Unternehmensnachfolge.
Sind Sie Jungunternehmer:in oder ist Ihr Unternehmen von Corona betroffen oder in der Krise besteht die Möglichkeit Zuschüsse zur Unternehmensberatung durch Experten in Höhe von bis zu 80% über die „Förderung Unternehmerischen Know-Hows“ des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu erhalten.
KREDITE FÜR DIE EXISTENZGRÜNDUNG
Speziell für Gründerinnen und Gründer gibt es gesonderte Kredite zu günstigen Konditionen. Dies sind über den Staat geförderte Darlehen, die häufig in den ersten Jahren tilgungsfrei sind und verhältnismäßige Zinsen verlangen. Auch der Bedarf an Sicherheiten ist häufig überschaubar.
Häufig wird damit das Startkapital – also die Betriebsmittel wie die Anschaffung von Maschinen oder die Ausstattung für Arbeitsplätze finanziert.
Hier sind vor allem die Programme der KFW Bank hervorzuheben. Sie bietet drei unterschiedliche Darlehensarten für Gründer:innen mit unterschiedlicher Ausrichtung.
- KFW Förderdarlehen „ERP Gründerkredit Startgeld“ bis 100.000 Euro
- KFW Förderdarlehen „ERP Gründerkredit Universell“ bis 2,5 Mio Euro
- KFW Förderdarlehen „ERP Kapital für Gründer“ bis 500.000 Euro und 10% Sicherheiten
Stehen Sie kurz vor der Existenzgründung, informieren Sie sich bei Ihrer Hausbank.
UNTERNEHMENSBETEILIGUNGEN
Unternehmensbeteiligungen von Investoren sind dafür geeignet viel Geld in ein Start Up zu spielen. Dies ist häufig im Technologiebereich bei sehr großem Kapitalbedarf durch lange Entwicklungszeiträume eine sehr gute Option.
Zunächst gilt es jedoch sich auf die aufwändige Investorensuche zu machen. Durch das Mitmachen bei Businessplanwettbewerben und dem Pitchen auf Gründermessen steigen Ihre Chancen. Wichtig ist, dass Sie Ihr innovatives Know-How nach Möglichkeit vorab gut schützen lassen.
Die Kehrseite der Medaille besteht darin, dass Sie in Gegenzug zur Investition auch Geschäftsanteile abgeben. Nun sind Sie also nicht mehr ausschließlich sich selbst, sondern auch den Investoren verantwortlich. Häufig bekommen diese auch eigene Stimmrechte.
FAQ FÜR DIE EXISTENZGRÜNDUNG
> Welche Fördermittel gibt es für Existenzgründer?
Existenzgründungen werden in Deutschland durch den Staat gefördert. Es gibt Förderprogramme vor allem für Innovationen und in der Wissenschaft. Aber auch Beratung für Existenzgründungen sind förderbar. Zusätzliche können Gründungen durch Gründer-Kredite unterstützt werden.
> Wie und wo finde ich Infos zu Förderungen?
Auf der Website der Förderdatenbank finden sie alle Förderungen in Deutschland – auf Bund- und Landesebene sowie jene auf europäischer Ebene. Nutzen Sie den Suchbegriff, der Ihre Tätigkeit am besten beschreibt. Die Suche kann zeitintensiv sein, aber es lohnt sich.
> Wie lange gilt man als Existenzgründer?
Von Existenzgründung spricht man so lange das Unternehmen noch nicht abschließend gegründet ist. Das heißt, das Gewerbe noch nicht angemeldet, der Freiberuflicher noch nicht beim Finanzamt registriert oder der Kaufmann/-frau bzw. die GmbH noch nicht im Handelsregister final eingetragen. Im Anschluss spricht man von Jungunternehmen.
> Bis wann kann man Gründungszuschuss beantragen?
Bei Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit, kann der Gründungszuschuss beantragt werden so lange der/die Gründer:in noch über 150 Tage Restanspruch auf Arbeitslosengeld 1 hat.
> Was sind die Voraussetzungen für die Beantragung?
Für die Beantragung benötigen Sie darüber hinaus einen Businessplan und Finanzplan, sowie die Stellungnahme einer fachkundigen Stelle.
> Welche Kredite gibt es für Existenzgründer?
Für Existenzgründer: innen und Start Ups gibt es geförderte Kreditprogramme. Die Suche über die Website der KFW Bank lohnt sich. Dort finden Sie alle wichtigen Informationen.
> Woher bekomme ich weitere Informationen zu den Kreditprogrammen?
Lassen Sie sich bei Ihrer Hausbank oder beim Steuerberater beraten.
> Welche Rolle spielt die Rechtsform bei der Gründung?
Sie sollten sich zur Rechtsform beraten lassen. Denn unterschiedliche Rechtsformen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Hier spielen Faktoren wie der Kapitalbedarf, die Größe des Gründungsteams, der Wunsch nach Risikominimierung durch beschränkte Haftung und nicht zuletzt steuerliche Aspekte eine wichtige Rolle.